Finnland


      Keine Kommentare       Daniel       AllgemeinReise-Berichte      


Dieses Mal stand Finnland auf meinem Reiseplan. Das Land der tausend Seen, weshalb wir uns auch für eine mehrtägige Kanu-Tour entschieden haben. Wir sind dieses Mal Julian, ein langjähriger Freund und Mitbewohner von mir und ich (Daniel). Der grobe Reiseplan war wie folgt: Ankunft in Helsinki am Flughafen, von dort direkt weiter mit dem Zug nach Mikkeli, nach einer Übernachtung sofort mit dem Bus bis nach Puumala weiter. Dort sind wir dann von Hartmut, einem Deutschen, der bereits seit über dreißig Jahren ein Kanu-Camp nicht weit von Puumala besitzt, mit dem Auto abgeholt worden. Es folgte eine 5-tägige Kanu-Tour, eine anschließende Rückreise mit Bus und Zug nach Helsinki, wo wir dann noch einen 3-tägigen Aufenthalt hatten, bevor es mit dem Flugzeug wieder zurück nach München ging. Soviel mal vorab als kurze Zusammenfassung. Nun aber etwas detaillierter.

 

Freitag – 06. Juni 2014

In Helsinki am Flughafen angekommen sind wir gleich mit dem nächsten Bus nach Tikkurila gefahren, da Helsinki so gesehen einen Umweg zum eigentlichen Ziel darstellte. Das Zug fahren an sich hab ich als sehr positiv und angenehm empfunden, meinem Empfinden nach ist es auch sehr preiswert und komfortabel. Ein nettes Detail war die Spielecke des Zuges. Ein oberes Abteil eines ganzen Wagens war nämlich für Familien mit Kindern umgebaut. Dort gab es dann eine Rutsche, eine Ritterburg, eine Lokomotive und viele Kinderbücher. Nach einem Umstieg und nicht ganz zwei Stunden Fahrt waren wir in Mikkeli angekommen, der Provinzhauptstadt der Provinz Südsavo mit ca. 55.000 Einwohnern. Dort stand ein 20-minütiger Spaziergang zum Self Check-In Hotel an. Das war auch ein neues Erlebnis für mich. Ich hatte das Hotel, wie gewöhnlich, online gebucht. Ca. zwei Wochen vor Anreise hat mir das Hotel dann eine Mail mit dem Tür-Code für mein Zimmer zugeschickt. Hat alles einwandfrei funktioniert. Vorteil hierbei ist vor allem, dass man nicht bis zu einer bestimmten Uhrzeit eingecheckt haben muss. Nach erfolgreichem Check-In sind wir dann noch ins Stadtzentrum eine Kleinigkeit essen und ein paar Bier trinken.

 

Samstag – 07. Juni 2014

Nach einer schnellen Dusche und dem Zusammenpacken unserer sieben Sachen sind wir wieder in Richtung Bahnhof gelaufen. Auf dem Weg dorthin haben wir noch in einer Bäckerei kurz Halt gemacht, um eine Kleinigkeit zu frühstücken. Neben dem Bahnhof war auch gleich der Busbahnhof zu finden. Samstags fuhr hier auch nur ein Bus bis nach Puumala, was vielleicht auch schon ein Hinweis darauf war, dass wir von nun an in strukturärmere Gegenden vordrangen. Nach einer guten Stunde, ohne eine wirkliche Stadt durchquert zu haben, hatten wir Puumala erreicht. Dort hat uns dann auch schon Hartmut erwartet, mit dem wir noch kurz für unsere Tour Lebensmittel einkaufen waren und anschließend zum Camp Laajalahti gefahren sind. Laajalahti ist finnisch und bedeutet so viel wie „weite Bucht“. Im Camp angekommen hat uns Hartmut erst einmal herum geführt und uns alles gezeigt. Das Camp besteht aus einer großen Grillhütte, einer Rezeptionshütte, einigen kleineren Hütten zur Vermietung und Hartmuts Hütte, die wohl schönste. Ach ja, und nicht zu vergessen, der Sauna-Hütte und den Bio-Toiletten. Fließend Wasser und Strom gibt es nicht. Einen Generator habe ich zwar gesehen, aber der ist vermutlich nur für den Eigenbedarf. Das Camp an sich ist direkt im Wald und an einer breiten Bucht gelegen, wie der Name schon sagt. Nachdem uns Hartmut alles gezeigt hatte und uns schon mal die wasserdichten Behälter für die Kanu-Fahrt gegeben hatte, sind wir erst mal in die Grillhütte, um diese dort mit unserem Hab und Gut zu befüllen. Jeder hatte ein 50 Liter Fass für Kleidung, Schlafmatte und Schlafsack, sowie ein kleines Fass für persönliche Dinge, wie Fotoapparat, Handy und Geldbeutel. Außerdem hatten wir eine große Alubox für unsere Lebensmittel. Danach trafen wir uns vor der Sauna, die Hartmut währenddessen für uns vorbereitet hatte. Eine original finnische Sauna mit holzbefeuertem Ofen. Genial! Drei Saunagänge haben wir gemacht, wobei wir nach jedem einzelnen in den nur ca. drei Meter entfernten kalten See gesprungen sind. Zwischendurch haben wir uns selbstverständlich mit einem kühlen Bier vor der Saune auf ein Bänkchen gesetzt, um uns zu erholen. Aufgüsse gab es natürlich auch. Zuerst einen mit Eukalyptus und anschließend, typisch Finnisch, mit Teer. Nach diesen Anstrengungen sind wir zurück in die Grillhütte, um uns mit Hartmut ein paar Steaks zu braten. Wir haben die Steaks geliefert, Hartmut die Nudeln. Perfekt. Mit ein paar weiteren Bieren haben wir den Abend ausklinken lassen. Die letzte Nacht innerhalb von vier Wänden. Inklusive war das ununterbrochene Summen der heißhungrigen Moskitos, welchen wir schutzlos ausgeliefert waren…

 

Sonntag – 08. Juni 2014

Nach einem bescheidenen Frühstück, bestehend aus einem Schokoriegel, einer Scheibe Vollkornbrot und einem starken Kaffee, sind wir in Richtung Rezeptionshütte losmarschiert, um  Hartmut heraus zu klingeln. Dort ist tatsächlich eine Klingel angebracht, die im ganzen Camp zu hören ist, falls Hartmut mal unauffindbar ist. Als das ganze Kanuequipment im Kanu verstaut war, natürlich inklusive unserer Ausrüstung, haben wir noch eine kurze Paddel-Instruktion von Hartmut erhalten und dann ging’s auch schon los, mit dem Kanu durch das Saimaa-Gebiet. Erster Halt war eine kleine, einsame Insel, an der Juli gleich mal sein Angelkönnen unter Beweis stellen wollte. Und siehe da, keine 20 Minuten später hat er einen 64cm-langen Hecht heraus gezogen. Die Freude war riesig und das Abendessen somit auch gesichert. Die Kanutour konnte also ruhigen Gewissens weitergehen. An diesem Tag hatten wir noch kein bestimmtes Ziel vor Augen. Wir hatten uns eh dazu entschlossen in der näheren Umgebung zu bleiben und nicht bspw. eine Tour zu machen, bei der man pro Tag so und so viele Kilometer zurücklegen muss. Das hat zum einen den Hintergrund, dass wir vielleicht auch mal einen halben Tag an ein und demselben Ort verweilen wollen und nicht immer unter dem Druck stehen möchten, weiter paddeln zu müssen, um wieder rechtzeitig am Camp anzukommen. Zum anderen sind wir auch ganz einfach keine Paddelprofis, die richtig einschätzen können, wie weit sie an einem Tag kommen. Außerdem könnte das Wetter ja auch mal nicht unbedingt paddelfreundlich sein. Generell haben wir uns sagen lassen, dass man mit dem Kanu so ca. 20km pro Tag schaffen kann. So sind wir an zahlreichen Inseln vorbei, haben kleine und große Seebecken durchquert, bis es an der Zeit war einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Das ist leichter gesagt als getan. Bis zu diesem Zeitpunkt sind wir zwar noch keiner Menschenseele begegnet, klar ist uns mal ein Boot entgegen gekommen, aber auch das war eher die Ausnahme. Vielmehr ist das Problem, das glaube ich jeder Finne über ein bis fünf Hütten direkt am See verfügt. Wir wollten ja nicht direkt neben einer Hütte zelten. Diese waren zwar meist noch unbewohnt, da es sich dabei in der Regel um Ferienhütten handelt und wir noch außerhalb der Hauptsaison unterwegs waren. Aber wie bereits erwähnt wollten wir am liebsten auf eine einsame Insel. Außerdem schreibt auch das Jedermannsrecht vor, dass man quasi überall für eine Nacht zelten darf, aber man natürlich die Privatsphäre anderer berücksichtigen muss. Darauf legt der Finne, laut Hartmut, auch sehr viel wert. Das heißt so viel wie eben nicht direkt neben einer fremden Hütte übernachten. Nach zwei vergeblichen Anläufen war die dritte Insel wie gemacht für uns. Diese hatte eine kleine Bucht, in der sich ein Felsen flach ins Wasser legte. Dort gingen wir an Land. Am Felsen haben wir uns ein Feuer gemacht, auf dem wir später auch unseren Hecht zubereitet haben. Ein paar Meter weiter hinten haben wir unser Zelt aufgeschlagen. Zum Hecht gab es an diesem Abend Salzkartoffeln und Tomatensalat. Ich würde sagen, so kann man mal einen Abend verbringen.

 

Montag – 09. Juni 2014

Ach ja, vielleicht noch erwähnenswert, der wohl unnützlichste Ausrüstungsgegenstand auf dieser Reise? Kommt jemand darauf? Die Taschenlampe. Da wir noch vor Mittsommer sind wird es nämlich überhaupt nicht dunkel. Und damit meine ich, wirklich gar nicht. Es dämmert zwar eine geraume Zeit, aber wirklich Nacht wird es dabei nie. An diesem Morgen haben wir aufgrund mangelnder Qualität und Vorhandensein des Brennholzes ein sparsames Frühstück zu uns genommen. Nachdem wir unser gesamtes Equipment zusammen gepackt und wieder im Kanu verstaut hatten, ging die Tour weiter. Keine halbe Stunde später mussten wir leider unsere Fahrt aufgrund eines aufziehenden Gewitters unterbrechen. Auf kürzestem Weg sind wir an Land gegangen und haben Schutz auf der Terrasse einer noch unbewohnten Hütte gesucht. Das Gewitter war recht schnell vorüber gezogen, aber es war uns dann doch noch etwas zu stürmisch um weiter zu paddeln. So haben wir uns dann noch einen kleinen Snack zubereitet und uns die Zeit mit erfolglosem Angeln vertrieben. Als die Wetterlage dann wieder besser war, sind wir weiter gezogen. Fest im Visier eine kleine Insel inmitten eines großen Seebeckens, die auf unserer Karte als gute Übernachtungsmöglichkeit von Hartmut gekennzeichnet war. Wie sich einige Paddelzeit später herausstellte, war dieser Tipp von Hartmut perfekt für unsere Zwecke geeignet. Sehr mittig an der Insel angelegt ging es ein paar Meter hinauf zu einem Platz, der einfach perfekt für ein Zelt und eine Feuerstelle war. Zur einen Seite davon erstreckten sich Felsen ein paar Meter höher gen Himmel. Die andere Seite des Lagerplatzes war mit Wald gesäumt. Hoch oben auf den Felsen hatte man einen gigantischen Ausblick. Solange ich unser Bett hergerichtet und Feuer entfacht habe, hat Juli uns sehr erfolgreich Abendessen in Form eines 59cm-langen Hechtes und einer kleinen Rotfeder geangelt. So ging ein weiterer Tag rasch und ereignisreich zu Ende.

 

Dienstag – 10. Juni 2014

Anzumerken ist noch, dass das Wetter mit Ausnahme des kurzen Gewitters bisher richtig gut war. Heißt so viel wie bis zu 25 Grad Celcius und überwiegend Sonnenschein. Wir haben uns sagen lassen, dass das für Anfang Juni in Finnland sehr gut ist. Da teilweise um diese Jahreszeit nachts noch mit Minusgraden zu rechnen ist. Nichtsdestotrotz war es an diesem Morgen sehr bewölkt und etwas stürmisch. Nach einem nahrhaften Frühstück in Form von selbstgemachtem Brot mit den verschiedensten Nüssen und wer mag, gefüllt mit Blaubeeren, dazu Kaffee und Rührei, hinderte uns auch der stärkste Sturm nicht weiter zu fahren. Anfangs, geschützt von Inseln und in „Meerengen“, war es noch ein Kinderspiel, als wir dann aber ein großes Seebecken durchqueren mussten war es eine richtige Herausforderung. Wellen mit einer gefühlten Höhe von zwei Metern hieß es zu durchbrechen. Für uns als Profikanuten und unser hochseetaugliches Kanu war dies aber kein wirklich nennenswertes Hindernis. Inmitten des Seebeckens war eine kleine Inselgruppe, zwischen der es etwas ruhiger war. Dort haben wir dann, mit den Kräften am Ende, eine Pause eingelegt. Während wir dort etwas Nahrung zu uns nahmen, klarte es auf und das Wetter hat wieder gewohnte Ausmaße angenommen. So konnten wir unser heutiges Tagesziel, die Lagune Enolampi, entspannt in Angriff nehmen. Den Eingang zur Lagune findet man wohl auch nur, wenn man weiß, dass diese dort sein muss. Dieser ist gerade mal 5 Meter breit und von Schilf gesäumt. Außerdem ist hier der Einlass nur für nicht motorisierte Boote erlaubt. Das Wasser ist sehr still darin und soll ein paar Grad wärmer sein als in der restlichen Seenplatte. Na ja, wenn man ganz fest daran glaubt vielleicht. Trotzdem war die Lagune wunderschön, dazu beigetragen hat natürlich auch das super Wetter. Wir haben dort angelegt, um eine Pause zu machen und um ein wenig zu angeln. Für ein Lager wurde der Platz unseren Ansprüchen jedoch nicht gerecht, weshalb wir wenig später weiter paddelten. Nach einer guten Stunde hatten wir bereits zwei Inseln erfolglos angefahren und nur noch wenig Lust weiter zu paddeln. Aber die beiden Inseln waren einfach zu dicht bewachsen, um dort ruhigen Gewissens Feuer machen und anständig das Zelt aufbauen zu können. Also haben wir die nächste Insel angepeilt, diese musste dann einfach besser sein. Wir sind dem Ufer immer näher gekommen, als es dann plötzlich passierte. Es ragten einige Felsen aus dem Wasser empor, von weitem konnten wir schon etwas auf einem dieser Felsen sitzen sehen. Und ja, es bewahrheitete sich, auf einem dieser Felsen saß tatsächlich eine Süßwasserrobbe. Ganz langsam und fast lautlos konnten wir bis auf ein paar Meter an sie herankommen, bis sie uns dann schließlich registriert hatte und vom Felsen elegant ins Wasser glitt. Ich muss ganz ehrlich sagen, es ist ein wundervolles Erlebnis einem solchen Tier in seiner ursprünglichen Umgebung zu begegnen. Somit konnte der Lagerplatz nur noch super werden. Und das war er dann auch, die Insel war zwar deutlich größer als die der beiden Nächte zuvor, aber trotzdem verlassen und einsam. Genau wie von uns erwünscht. Gut angelegt an der Insel begann die all abendliche Routine mit Nachtlager aufbauen, Feuer machen und essen besorgen. Heute stand Barsch auf dem Speiseplan.

 

Mittwoch – 11. Juni 2014

Diesen Tag haben wir auch wieder langsam mit einem ausgiebigen Frühstück starten lassen. Wir sind ja schließlich im Urlaub. Heute hatten wir nur eine sehr kurze Etappe vor uns, da wir wieder an einem von Hartmut auf der Karte gekennzeichneten Platz übernachten wollten. Als wir diesen so gegen 16 Uhr erreicht hatten, stellten wir zu unserer Begeisterung fest, dass es sich dabei um eine sehr schöne Bucht mit Sandstrand handelte. Außerdem ging es sehr flach in den See hinein, weshalb diese Stelle prädestiniert zum Baden war. Das Wetter war weiterhin einfach traumhaft. Da soll noch einer sagen, dass das Wetter im Norden immer schlecht wäre. Sogar Sonnencreme habe ich gebraucht. Okay, dafür bin ich vielleicht auch nicht der richtige Maßstab. Egal, jedenfalls haben wir das Kanu abgeladen und sind ab zum Baden. Später haben wir dann das übliche Abendritual vollzogen und ich habe mich noch etwas diesen Beiträgen hier gewidmet. Eines muss an dieser Stelle noch erwähnt werden. Viel Zeit bedeutet beim Angeln nicht unbedingt viel Ertrag.

 

Donnerstag – 12. Juni 2014

Wie schnell die Zeit verstreicht, es begann schon unser letzter Paddeltag. Heißt im Detail, dass wir nochmals gemütlich gefrühstückt haben und anschließend wieder einmal unser Kanu beladen haben. Das übrigens mit bis zu 400kg beladen werden kann. Genau handelte es sich dabei um ein Linder 3-Personen Alu Kanadier. Auf die mittlere Sitzbank wurde jedoch verzichtet, um mehr Gepäck mitführen zu können. Im Nachhinein hätten wir vermutlich auch lieber noch eine Palette Bier mehr mitgenommen. Die Wegstrecke zum Camp war nicht mehr allzu lange. Wie sich später herausstellte war das aber auch gut so, da es kurz nach unserer Ankunft den ganzen Tag nur noch geregnet hat. Highlight der letzten Paddelstunden war zweifelsohne die Durchquerung einer relativ engen Passage zwischen zwei Inseln. Auf der Karte war diese gut und deutlich zu erkennen, in der Realität hingegen war die Passage von Schilf überwuchert. Da wir nur sehr ungern denselben Weg ein zweites mal begehen, sind wir geradewegs durch das Meer aus Schilf gewatet, ich meine selbstverständlich gepaddelt. Keine zwei Stunden später hatten wir auch schon das Camp erreicht. Nun hieß es Kanu abladen, Kanu auswaschen, Kanu aufbocken, Kanu Equipment alles zur Rezeptionshütte bringen und unser Zeug erstmal in die Grillhütte verladen. Nach diesen Anstrengungen haben wir uns erst einmal eine Sauna gegönnt, die Hartmut für uns schon mal aufgeheizt hatte. Nach der Sauna haben wir uns noch eine Kleinigkeit zu Essen zubereitet und haben den Abend, mit dem von Hartmut noch kurzfristig besorgten Bier, ausklingen lassen. Da wir in der ersten Nacht in der Grillhütte gefühlt den ganzen Wald und seine Bewohner mit Blut versorgt hatten, habe ich mir geschworen die letzte Nacht im Camp im Zelt zu verbringen und nicht in der Grillhütte zu schlafen. Einziges Problem: Es handelte sich dabei um die letzte Nacht, die wir im Zelt verbringen wollten und es regnete schon den halben Tag. D.h. ich wollte das Zelt nur sehr ungern nass einpacken, da ich nicht wirklich eine Möglichkeit hatte dieses noch vor der Heimreise irgendwo zu trocknen. Einzige Lösung: Zelt in der Grillhütte aufbauen. 🙂 Somit blieb das Zelt trocken und wir waren geschützt vor den lästigen Blutsaugern.

 

Freitag – 13. Juni 2014

An diesem Morgen hieß es früh aufstehen, denn um sieben Uhr musste uns Hartmut schon nach Puumala fahren, da er sich bereits um acht um seine anderen Gäste kümmern musste. Wir hätten dann gleich einen Bus um 7.30Uhr nach Mikkeli nehmen können, haben uns aber für einen Bus später um 9.30Uhr entschieden, da wir mal wieder ein zivilisiertes Frühstück zu uns nehmen wollten. In Mikkeli hatten wir dann nochmals 2 Stunden Wartezeit bis der Zug nach Helsinki losfuhr. Diese Wartezeit haben wir dann mit einem zweiten Frühstück im Bahnhofscafé überbrückt. Nach fast drei Stunden Zugfahrt sind wir dann endlich an unserem Ziel angekommen: Helsinki. Noch etwa fünfzehn Minuten Fußweg und nur noch der Check-In im Hostel stand zwischen uns und unserer ersten richtigen Dusche seit mehr als fünf Tagen. Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie gut sich das angefühlt hat. Ich meine durch das viele Wasser konnte man dort natürlich immer mal kurz hinein springen und sich wieder erfrischen und etwas sauber machen, aber duschen mit richtigem Shampoo und richtigem Duschgel ist einfach etwas ganz anderes. Vor allem kann man das Wasser in der Regel warm drehen. 🙂 Anschließend sind wir dann noch richtig lecker und auch etwas nobel essen gegangen, hatten wir uns ja schließlich verdient. Helsinki ist bekanntlich nicht die günstigste Stadt, was sich unter anderem in den Preisen für Essen und Trinken in Bars und Restaurants wiederspiegelt. Wenn man in einer Bar für ein Bier (0,5l) fünf Euro bezahlt ist das schon sehr günstig. Unser persönlicher Spitzenwert lag bei 8,60€ für ein Bier. Na ja, was soll es, wir hatten ja die letzten fünf Tage nicht mal die Möglichkeit irgendwo für irgendetwas Geld auszugeben. Nach dem Essen haben wir dann also noch die Pubkultur in Helsinki ausgekostet. Allzu alt sind wir dabei heute aber nicht mehr geworden, da wir ja auch schon sehr lange auf den Beinen waren.

 

Samstag – 14. Juni 2014

Heute gab es zum Frühstück reichlich viel vom Buffet, sodass wir uns am liebsten gleich wieder schlafen gelegt hätten. Aber nein, heute stand auf unserem Plan die Stadt ausgiebig zu erkunden. Uns wurde auch relativ schnell klar, dass das Zentrum von Helsinki sehr überschaubar ist und man alles zu Fuß erkunden kann. So sind wir zuerst einmal Richtung Hafen marschiert, ohne ein wirkliches Ziel vor Augen zu haben. Dort sind wir dann einfach eine Weile am Meer entlang spaziert, weil das Wetter auch einfach wieder traumhaft war. Eine gute zeitlang später haben wir uns dann an einem kleinen Verkaufsstand einen Kaffee gegönnt, bevor wir dann in Richtung Marktplatz losmarschiert sind. Dort angekommen sind wir zuerst durch das Gebäude des alten Marktes geschlendert, in welchem sich ein Verkaufsladen nach dem nächsten einreiht. Ãœberwiegend gibt es dort frischen Fisch, jeglicher Art, Farbe und Form zu kaufen, aber auch Brot, Gebäck, Fleisch, Wurst und Gemüse. Sehr zu empfehlen sind die frischen Fischbrötchen, die es dort auch zu kaufen gibt. Außerhalb des Gebäudes, ein paar Meter weiter, sind dann unzählige Pavillons und Zelte aufgebaut, die weitere Marktstände beherbergen. Dort gibt es dann wiederum viele Lebensmittel zu kaufen und viele, mehr oder weniger nützliche, Dinge jeglicher Art. Außerdem wird hier gegrillt und gebrutzelt was das Zeug hält. Fisch, Gemüse, Kartoffeln, Rentier-Hackbällchen und Würste, so viel kann man einfach gar nicht essen. Ach ja, kleiner Tipp am Rande, sollte man in den Genuss kommen dort etwas zu essen, sollte man das am besten in einem der Zelte machen, da die Möwen dort absolut keine Menschenscheu kennen und einem Wort wörtlich aus der Hand fressen, ob gewollt oder ungewollt. Nach einem köstlichen Mahl dort sind wir dann weiter an die nicht weit entfernte Kathedrale oder besser gesagt zu den Kathedralen. Es gibt nämlich zwei dieser gigantischen Bauten in unmittelbarer Nähe zueinander und zum Marktplatz. Die eine liegt direkt am Senatsplatz und wird der Dom von Helsinki genannt. Sie ist eine evangelische Kirche und die Kathedrale des lutherischen Bistums Helsinki. Etwas weiter westlich befindet sich dann die Uspenski-Kathedrale, welche noch aus der Zeit stammt, als Russland über Finnland „herrschte“. Sie ist die Kathedrale der finnisch-orthodoxen Diözese Helsinki und somit eine orthodoxe Kirche. Welches nun die schönere Kathedrale ist, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich finde beide von außen sehr beeindruckend, der Innenraum jedoch gefällt mir bei der Uspenski-Kathedrale besser. Nachdem wir nicht weit vom Marktplatz noch eine Weile einem kostenlosen Konzert gelauscht hatten, haben wir uns auf den Rückweg zum Hostel gemacht, um uns für den Abend schick zu machen. Heute gab es frische Falafel bei Fafa’s zum Abendessen, keine fünf Gehminuten vom Hostel entfernt. Wirklich empfehlenswert, bezahlbar und richtig lecker. Anschließend haben wir zahlreiche Pubs im Zentrum Helsinkis besucht und deren Biere gekostet. Letztendlich sind wir dann wieder im Pub Pete direkt gegenüber von unserem Hostel hängen geblieben. Dort haben wir einen Finnen und zwei Iren kennengelernt, mit denen wir bis zum bitteren Ende geblieben sind und noch einige finnische, hochprozentige Spezialitäten zu uns genommen haben. Unter anderem Salmiakki, der weltbekannte finnische Lakritzlikör.

 

Sonntag – 15. Juni 2014

Nach der ausgiebigen Feierei tags bzw. nachts zuvor, kam es natürlich völlig unerwartet und überraschend, dass wir heute das Frühstück verschlafen haben. 🙂 So sind wir gegen die Mittagszeit etwas übellaunig losgezogen, um irgendwoher einen Kaffee und etwas Essbares aufzutreiben. Danach ging es dann etwas bergauf mit uns, aber wirklich imstande groß etwas zu unternehmen waren wir dennoch nicht. So sind wir noch eine Weile im Hostel herum gelungert, um gegen Abend noch auf ein paar kühle Getränke und zwei richtig leckere Burger mit Pommes Frites loszuziehen. Der Tipp mit dem Burger-Restaurant kam von Olli, dem Finnen vom Vorabend und war ein wirkliches Highlight an diesem Tag. So ging unser letzter Abend in Finnland still und leise zu Ende.

 

Montag – 16. Juni 2014

Noch einmal verschliefen wir unser Frühstück nicht und waren pünktlich um acht wach, um ausgiebig zu frühstücken. Bis elf Uhr waren unsere Sachen dann zum letzten Mal gepackt und wir geduscht, um rechtzeitig auschecken zu können. Da wir noch ein paar Stunden Zeit hatten ehe wir uns Richtung Flughafen aufmachen mussten, sind wir nochmals zu den Kathedralen gelaufen und haben anschließend nochmals einen Fischwecken auf dem alten Markt zu uns genommen. Das war unsere Weise, um uns vom schönen Helsinki zu verabschieden. Dann hieß es auch schon zum Busbahnhof aufzubrechen, um von dort aus mit dem Bus zum Flughafen zu gelangen. Dieser fährt alle 10-20 Minuten und kostet lediglich fünf Euro pro Person. So ging ein weiterer, sehr ereignisreicher Urlaub zu Ende. Größtes Highlight war wohl die Begegnung mit der Süßwasserrobbe, da wir uns mehrmals haben sagen lassen, wie selten eine solche Begegnung ist und vor allem, wie unwahrscheinlich es ist, so nahe an eine heranzukommen.

 

 

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