Hội An – Im Herzen Vietnams


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Hoi An Japanese Bridge

Auf geht’s nach Hoi An. Hoi An ist mit ihren ca. 75000 Einwohnern bisher die kleinste Stadt, in der wir Halt machen, besaß aber mal den größten Hafen Südostasiens. Außerdem ist die Ancient Town mit der japanischen Brücke zum Unesco Weltkulturerbe ernannt worden und auch das Weltkulturerbe My Son ist innerhalb einer Stunde per Bus von Hoi An zu erreichen. Vieles spricht also dafür, hier einen Stopp einzuplanen.

[Daniel] Erneut war der Zug das Verkehrsmittel unserer Wahl. Heute jedoch nur ca. 2h30 bis nach Da Nang. Dieses Mal haben wir einen Soft Seat, also einen gepolsterten Sitzplatz. Dabei sollte erwähnt werden, dass das Wort „Holzklasse“ in Vietnam noch seiner ursprünglichen Bedeutung gerecht wird. Im Zug selbst werden auch heute wieder unzählige Speisen, warm und kalt, sowie Getränke angeboten. Dies geschieht wieder, indem unterschiedliche Rollwägen vom Personal, gefühlt einer alle zehn Minuten, den Zugwaggon auf und ab geschoben werden. Highlight der heutigen Zugfahrt ist wohl der Grillwagen, der bereits fünf Waggons vorher zu riechen ist und auf dem es allerlei Gegrilltes, u.a. Hähnchenschenkel und Bratwürste, zu kaufen gibt. 🙂

In Da Nang angekommen geht es für uns direkt weiter nach Hoi An per Taxi bzw. mit einem Menschen mit Auto, der uns gegen Bezahlung dort hin fährt. 🙂 Vielleicht dazu nochmal kurz ein paar Sätze. Auf der sicheren Seite bist du nur, wenn du ein vertrauenswürdiges Taxiunternehmen nimmst, wie beispielsweise im ersten Vietnam-Beitrag beschrieben, oder dir vom Hotel ein Taxi rufen lässt. In der Regel ist das auch immer möglich, es fahren einfach unzählig viele Taxis durch die Gegend. Solltest du aber abenteuerlustig sein oder einfach nur zu gutmütig und nett, und jemandem einfach in sein Auto folgen, der dich mal gerade eben nett angequatscht hat als du aus dem Bahnhofsgebäude gelaufen bist, dann beachte bitte eines: Mach den Preis aus, bevor du ins Auto einsteigst! Dieser ist unter Umständen nicht günstiger als der normale Taxipreis und das Auto eventuell auch nicht so sauber, modern und neu wie die offiziellen Taxis. Der Preis ist jedoch verhandelbar. 🙂

In unserer Unterkunft angekommen, haben wir erst einmal unser Zimmer bezogen und uns eine Dusche gegönnt. Dieses Mal handelt es sich bei unserer Unterkunft nicht um ein Hotel oder Ähnliches, sondern um ein Homestay, was bei uns wohl besser als Bed&Breakfast oder Pension bekannt ist. Auch hier ist alles wirklich sauber, die Betten sind groß und die Gastgeber sehr nett. Anzumerken ist noch, dass heute der erste Tag ist, an dem es regnet und es regnet und regnet. 🙁 Laut Ly, unserem Gastgeber, sind das noch die Nachwehen eines Taifuns. Nach der wohltuenden Körperpflege geht es für uns erstmal in die Stadt etwas essen. Wieder einheimisch, wieder vorzüglich. Seit Tagen jammere ich Mathias nun schon voll, meine Haare sind mir zu lang und zu dicht und einfach zu viel für diese Temperaturen. 🙂 Also ist heute der Tag der Wahrheit, ich gehe zu einem vietnamesischen Friseur. Einen wirklich erstaunlichen und interessanten Friseursalon finden wir sehr zügig. Es ist, wenn ich ehrlich bin, wirklich nur ein „Kabuff“. Auf geschätzt nicht mehr als 8 Quadratmetern stehen zwei wirklich alte Friseursessel und die Decke und alle Wände sind mit Spiegeln und Postern von prominenten Menschen zugekleistert. Einige Werkzeuge des Friseurmeisters sehen auch schon etwas alt und gebraucht aus. 🙂 Als der Mann vor mir fertig ist, setze ich mich also auf den Sessel. Nach kurzen schnellen Handzeichen, dem Deuten auf ein Poster und ein, zwei einfachen englischen Adjektiven legt der Maestro auch schon los. Er benutzt auch nichts außergewöhnliches, verschiedene Scheren, ein Rasiermesser, usw. Nach fünfzehn bis zwanzig Minuten sind die Haare auch bereits geschnitten. On top gibt es anschließend noch eine Rückenmassage mit einer Art Massagestab. Was soll ich sagen, hat sich schon ganz gut angefühlt, bin aber froh, dass dieses Gerät nur am Rücken verwendet wurde. 😀 Umgerechnet kostet der Haarschnitt etwa 3,75€.

Nach dem kurzen Abenteuer vietnamesischer Friseur verschaffen wir uns einen Überblick über die Stadt und vor allem die Altstadt, die von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt worden ist. Weltkulturerbe ist sie, da sie ein gut erhaltenes Beispiel für einen südostasiatischen Handelshafen im Zeitraum vom fünfzehnten bis zum neunzehnten Jahrhundert ist. Liegt wohl auch daran, dass Hoi An vom Krieg völlig unbeschadet blieb. So schlendern wir durch unzählige kleine Straßen, an denen sich zu beiden Seiten der Straße ein kleines Geschäft an das nächste reiht. Es gibt wie immer die üblichen Souvenirs zu kaufen, wobei insgesamt erwähnt werden muss, dass Hoi An wohl berühmt für maßgeschneiderte Kleidung und handgefertigte Lampions ist. Letztere hängen auch zahlreich an den Läden und über den Straßen in der Ancient Town. Der gesamte Altstadtbereich ist zudem Fußgängerzone, was wir wirklich sehr angenehm finden. Nach einem kurzen Besuch und der Überschreitung der japanischen Brücke gehen wir noch etwas essen und lassen den Abend leise ausklingen.

Marble Mountains

[Mathias] Heute machen wir eine Tour zu den „berühmten“ Marble Mountains und dem Cham Museum. Also berühmt ist relativ, da wir beide davor noch nie etwas davon gehört haben. Aber bereits in Hanoi im Hotel wurden uns diese beiden Dinge für Hoi An wärmsten ans Herz gelegt. Es lohnt sich auch richtig!

Wir fahren in einem Minibus mit zwei weiteren Deutschen und einem Kolumbianer zum Treffpunkt vor den Bergen. Unser Guide, namens Dodo, Toto oder sowas unverständliches, entpuppt sich später als Mr. Turtle (eigentlich schon blöd, wenn man den eigenen Namen nicht ganz verständlich aussprechen kann). Aber genau dieser Mr. Turtle mausert sich zum lustigsten Vietnamesen und dem besten Guide den wir hier hatten. Der Stopp ist bei einer Marmor Kunstwerkstatt, aber die Kaufangebote ignorieren wir mittlerweile ganz routinemäßig. Sieht schon alles gut aus, ist große Kunst, aber damit können wir im Moment nichts anfangen.

Am Berg führen unzählige steile und ungleichmäßige Stufen nach oben. Wir haben ja unsere Wanderschuhe an und haben keine Probleme. Oben erwarten uns etliche Tempel, Schreine, Grotten, Höhlen und Sonstiges, das es zu entdecken gilt. Fast wie ein großer Abenteuerspielplatz. Mr. Turtle versprüht einfach nur ehrlich gute Laune und stellt den Zuhörern auch mal Fragen und belohnt für richtige Antworten mit High-Fives. Soviel Offenheit hatten wir bisher nicht erfahren, einfach ein überragender Typ!

Es gibt insgesamt 5 Berge, die nicht zusammenhängend sind, aber sich in Sichtweite befinden. Wir besteigen einen davon bis zum Gipfel (Heaven genannt). Der Weg dorthin ist abenteurlich, etwas gefährlich, aber wir haben Spaß. Der Guide nimmt sich viel Zeit und knipst auch gute Bilder von uns. Als ich dann um ein gemeinsames Foto mit ihm bitte, freut er sich richtig ehrlich und möchte das Bild auch mit seinem Handy aufgenommen haben.

Die fünf Berge bestehen aus Kalkstein und Marmor (daher der Name) und sollen die fünf Elemente (Metall, Erde, Feuer, Wasser und Holz) symbolisieren. Wir erfahren auch total viel über die Religion, z.B. dass es drei verschiedene Buddha Figuren gibt, den Man-Buddha, den Woman-Buddha und den Lucky-Buddha (der mit dem dicken Bauch). Mr. Turtle will uns wirklich Wissen beibringen und spult nicht nur seinen Text runter, macht wirklich Spaß an diesem Ort mit diesem Guide zu sein.

Das Cham-Museum

Nach den Bergen fahren wir in Da Nang in das Cham Museum. Bei den Cham handelt es sich um eine alte Kultur, die früher in Vietnam gelebt und auch das Land besitzt haben. Mehr über diese Kultur erfahren wir auch am darauffolgenden Tag in My Son. Beim Museum handelt es sich um die weltweit größte Sammlung von Cham Objekten. Dies sind hauptsächlich Steinskulpturen, die Gottheiten oder sonstige Symbole widerspiegeln. Mr. Turtle erklärt wieder sehr anschaulich und danach bleibt noch Zeit für Fotos. Ist ganz nett anzuschauen, wenn man ein Faible für so etwas hat. Mr. Turtle verabschiedet sich hier von uns, wir lassen ihn nur ungern zurück, aber wünschen ihm nur das Beste!

Für uns geht die Fahrt weiter zum Strand. Hört sich theoretisch gut an, aber ist bei dem Wetter nicht der erhoffte Genuss. Sieht trotzdem ganz nett aus. Kurze Zeit danach lassen wir uns zurück zum Hotel fahren und versuchen erst einmal unsere Klamotten leicht zu trocknen. Gegen Abend brechen wir wieder in die Stadt auf und entdecken (auf Tipp unseres Hosts Ly) das bisher perfekteste Restaurant für uns. Viel Auswahl, perfekter Geschmack und super günstig. Dazu gibt es (Spezialität in Hoi An) frisches Fassbier, ca 0,25 Liter für umgerechnet 12 (!) Cent das Glas! Einfach toll hier: Cafe 43, Hoi An.

Mit dem gratis Shuttle Bus kommen wir kostenlos zurück ins Hotel und gehen bald ins Bett.

Das Vermächtnis der Cham – Mỹ Sơn

[Daniel] Der zweite Morgen in Hoi An bricht an, es regnet immer noch, mal stärker, mal schwächer, dafür aber ununterbrochen. 🙂 Und das, obwohl Ly meinte, dass es normalerweise nur einen Tag nach einem Taifun regnet. Na ja, die Ausnahme ist eben die Regel. Ändern können wir es eh nicht und sehen möchten wir trotzdem etwas. Heute ist das die etwa fünfzig Kilometer westlich entfernte Tempelanlage My Son, die einst von den Cham erbaut wurde. Die Cham haben einst weite Teile Südvietnams besiedelt und haben hinduistische Glaubensvorstellungen. My Son ist Weltkulturerbe, weil diese Tempelanlage den Kulturaustausch und den Einfluss der hinduistischen Architektur auf Südostasien symbolisiert. Außerdem hatte Champa, das Reich der Cham, großen Einfluss auf die politische und kulturelle Geschichte Südostasiens.

Wir werden um 8.00Uhr an unserer Unterkunft abgeholt, die Fahrt bis nach My Son dauert ca. eine Stunde mit dem Bus. Als wir ankommen meint es der Wettergott gut mit uns, es tröpfelt hin und wieder ein paar Minuten, aber insgesamt bleibt es trocken von oben. Vom Parkplatz aus ist es nicht weit bis wir die ersten Mauern, Tempel und Türme sehen können. Uns stellt sich ein wirklich beeindruckendes Bild dar, wie sich zahlreiche kleinere Gebäude um einen zentralen hohen Tempel aufbauen. Der Guide erklärt uns, dass es mehrere solcher Bereiche gibt, die nicht weit entfernt voneinander sind. Manche dieser Bereiche sind jedoch besser erhalten als andere. Dazu muss jedoch erwähnt werden, dass es einmal insgesamt mehr als siebzig Tempel waren, von denen leider über fünfzig während eines Bombardements der Amerikaner im Vietnamkrieg zum Teil schwer beschädigt oder sogar ganz zerstört wurden. Es finden zwar Wiederaufbauarbeiten statt, diese gestalten sich jedoch alles andere als leicht, da die fugenlose Bauweise der Cham die Restaurierer vor ein Rätsel stellt. Das wieder aufgebaute bzw. restaurierte ist auch deutlich vom „originalen“ zu unterscheiden, da die Steine einfach viel heller und geradezu „fabrikneu“ aussehen.

Ich persönlich bin immer wieder aufs neue fasziniert, wie solche Bauwerke damals schon gebaut werden konnten und vor allem aber, dass diese über Jahrhunderte hinweg so gut erhalten bleiben. Zur Info, die Chamkultur entstand ca. ab dem 2. oder 3. Jahrhundert in Vietnam und der bekannteste Turm war immerhin 24 Meter hoch. Wirklich beeindruckend! Neben den zahlreichen Tempeln und Türmen, gibt es auch viele Symbole und Statuen zu sehen. Immer wieder werden wir auf Gegenstände hingewiesen, die die Weiblichkeit und Männlichkeit darstellen. Glaub mir, das Symbol für Männlichkeit wirst auch du selbst erkennen. 🙂 Vielen Statuen fehlt jedoch der Kopf, dieser wurde, warum auch immer, von den Franzosen abgeschlagen und nach Frankreich transportiert. Wir erinnern uns, Vietnam war mal eine französische Kolonie.

Nach gut zwei Stunden haben wir alles ausgiebig inspiziert und gehen so langsam zurück zum Bus. Wir fahren bis zu einem Bootsanleger, da wir mit dem Boot zurück bis Hoi An fahren. War so bei der Tour dabei, bei dem Wetter allerdings nur mäßig toll. Auf dem Boot gibt es dann noch etwas zu essen und wir machen einen kurzen Halt, um ein Dorf zu inspizieren, dass für seine Holzarbeiten bekannt ist. Unabhängig davon finde ich jedenfalls, dass My Son für einen jeden Vietnamreisenden ein Must-See ist.

Zurück in Hoi An gehen wir noch etwas essen und dann zurück zur Unterkunft. Schließlich geht es heute noch mit dem Nachtzug weiter bis nach Nha Trang.

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