Hanoi ist nicht nur die Hauptstadt Vietnams, sondern die aelteste noch bestehende Hauptstadt Suedostasiens. Das Gruendungsjahr ist auf 1010 datiert. Grund genug uns hier ein wenig genauer umzusehen. Ausserdem finden von hier aus auch die Touren nach Halong Bay und Sapa statt.
[Mathias] Der Verkehr kam gefühlt die ganze Nacht über nicht zum erliegen, der Schlaf war ok. Aufgestanden um kurz vor halb 10. Kurze Zeit später klingelt dann das Telefon und man wollte uns ans Frühstück erinnern. Dieses geht aber bis 10, also keine Hektik. Das Buffet war dann schon etwas reduziert, aber wir wurden schon satt. Die kleinen technischen Probleme, die wir beim Upload der Fotos hatten bzw. haben lassen wir mal unter den Tisch fallen. Für dich und die Bilder nehmen wir fast jede Mühe in Kauf. 🙂
Bei der freundlichen Dame des Hotels haben wir dann gleich die Touren für die nächsten Tage gebucht und sind auch etwas ins Gespräch gekommen. Daniel hat dann für uns beide und die nächsten 5 Tage (Ha Long Bucht und Sapa) 19 Millionen bezahlt. Vietnamnesische Dong natürlich. Selbst am Geldautomat hebt man 2 Millionen ab, das sind dann ca. 75 €. Mehr geht auf einmal nicht. Münzen gibt es übrigens im ganzen Land überhaupt nicht, das finden wir beide voll angenehm. In Bangkok hatten wir die Taschen oft mit Münzen voll, hier ist das besser. 🙂
Ho Chi Minh lässt grüßen
Der „Landesvater“ ist oftmals sehr allgegenwärtig. Er grüßt von jedem Geldschein, lächelt uns von Stadtplänen und Ortsschildern an und ist auf T-Shirts und Bildern in den Läden überall zu sehen. Ho Chi Minh hat die Republik Vietnam ausgerufen und damit gegründet, wollte das Land auch im Vietnamkrieg einen. Ob man ihn jetzt wirklich als Held sehen sollte, bleibt jedem selbst überlassen, wir verhalten uns hier neutral. Jedenfalls wird er der Bevölkerung als Vorbild und „Onkel Ho“ verkauft. Das diese die andere Seite kennen, wage ich zu bezweifeln. Jedenfalls hat der Onkel Ho hier in Hanoi sein Mausoleum (Grabesstätte) bekommen und dies ist für die Vietnamnesen eine der wichtigsten Punkte der Stadt / des Landes. Wir haben uns mit dem Taxi dorthin aufgemacht. Vor dem beeindruckenden Komplex ist uns dann etwas „seltsames“ passiert. Dort war eine Gruppe Asiaten (besser gekleidet) und die wollten von Daniel, wir liefen etwas versetzt, jeder einzeln ein Foto mit ihm. Ein anderer Typ kam dann zu mir und wollte auch noch ein Foto. Etwas komisch, aber gut, wir sind hier eben Stars. 🙂 Das gleiche ist uns am nächsten Tag auch noch ein paar Mal passiert.
Jedenfalls war das Mausoleum sehr gut vom Militär bewacht, aber leider geschlossen, da sich der aufgebahrte Onkel Ho gerade in Russland (zur Restaurierung?) befindet. Wir sind dann nebenan in sein ehemaliges Anwesen und die Residenz gegangen. Dort wird einem wiederrum von einem sehr einfachen und offenherzigen Menschen berichtet, es werden sehr schlichte Räume und Einrichtungen gezeigt. Das Anwesen ist mit seinen Gärten und breiten Wegen sehr angenehm zu begehen (um auch mal für kurze Zeit der Hektik der Stadt zu entfliehen). Geschichtlich erfährt man dort sehr wenig, aber dafür gibt es in der Nähe noch ein komplettes Ho Chi Minh Museum.
Der Nachtmarkt
[Daniel] Nach der abendlichen Körperpflege im Hotel und einem wiederum sehr guten Essen sind wir in Richtung Nachtmarkt und Barviertel aufgebrochen. Den Nachtmarkt erkennst du sofort daran, dass es vermutlich die einzige Straße ist, in der keine Autos und Roller fahren. Ja, okay, ich gestehe. Vereinzelt drücken sich auch hier Roller durch die Menschenmenge und die Verkaufsstände. Aber im Großen und Ganzen ist die ganze Nachtmarkt-Straße verkehrsfrei. Vorstellen kannst du dir sie wohl am besten, wenn du an eine wirklich lange Straße (wir sind nicht bis zum Ende gelaufen, aber schon sehr weit) denkst, an der links und rechts ein kleiner Laden an den anderen anschließt, teilweise vor den Läden und mittig in der Straße durchgehend stehen dann noch Verkaufsstände. Zwischen den Verkaufsständen und den Läden hat es in etwa 2-5 Meter Platz, je nach Stelle, da teilweise auch noch direkt vor den Läden etwas verkauft wird. Dieser kleine Gang wird dann mit gefühlt zehn Menschen pro Quadratmeter befüllt. Es ist also wirklich was los. Verkauft wird einfach alles, Essen, Getränke, Kleidung jeglicher Art und Größe, sowie Accessoires in jeder Form und Farbe. Viel siehst du vor allem Sonnenbrillen, Uhren und Gürtel, aber auch Hosen, T-Shirts, Pullover und Trainingsanzüge. Es gibt wirklich alles. Und die Kleidung macht auch qualitativ einen hochwertigen ersten Eindruck. Wir sind also Teil der Menschenmasse und gehen mit dem Strom die Straße entlang. Gekauft haben wir vorerst nichts.
Partymeile Hanoi?
Anschließend an den Nachtmarkt möchten wir noch gemütlich ein Bier trinken. So richtig gemütlich gibt es in dieser Stadt aber wohl nichts. Am ersten Abend hat uns die Rezeptionsdame unter anderem empfohlen, wohin man gehen könnte, um etwas zu trinken. Eben in ein Viertel, in dem die Bardichte drastisch zunimmt. Und das ist noch sehr charmant ausgedrückt. Es ist wirklich einfach jedes Gebäude eine „Bar“ bzw. kannst du dort alkoholische Getränke bestellen und dich hinsetzen. Und vor diesen Gebäuden ist einfach alles mit kleinen Hockern (25 cm) und Tischen zu gestellt, immer aus Plastik, es ist wirklich die gesamte Straße damit gesäumt. Das Bier kostet hier meist 20.000 VND, also ca. 75 Cent die Flasche (in der Regel 0,33l) und der Toilettengang kann zum Abenteuer werden. 🙂 Teilweise sind es tatsächlich die Wohnhäuser, bei denen das Zimmer zur Straße (oder die Garage) zur Bar umfunktioniert wurde. Als ich auf die Toilette muss, werde ich zuerst gebeten die Schuhe auszuziehen, um dann durch die Küche in das Bad der Familie zu gelangen. Ich meine, das war wirklich das Bad der Familie, dort standen Pflegeprodukte und Handtücher im Regal. Einfach abgefahren! Nach ein, zwei Bier sind wir nach einem sehr erlebnisreichen Tag zurück ins Hotel und ab ins Bett.
Literature Temple (heute wohl was Besonderes)
[Mathias] Wir fahren mit dem Taxi zum Tempel. Die Taxifahrer sprechen nie ein Wort und das Ziel muss man immer auf der Karte zeigen. Die Autos sind alle ganz in Ordnung, die Fahrt einigermaßen günstig. Bereits gestern sind uns vereinzelt Mädels in Kleidern und Jungs in Anzügen aufgefallen. Heute kommen diese in ganzen Busladungen an. Dies sind alles Absolventen der Universität hier und sie machen ihre Abschlussfotos. Die ganze Anlage selbst wurde 1070 vom Kaiser erbaut und stellt eines der Hauptheiligtümer des ganzen Landes dar. Dort wurde bis ins Jahr 1915 unterrichtet. Die Steintafeln sind zum UNESCO Weltdokumentenerbe ernannt worden. Optisch ist der Tempel ganz ansprechend, aber die Absolventen stehlen der Anlage am heutigen Tag dann doch etwas die Schau. In dieser historisch wichtigen Stätte sind einige nette Fotos entstanden.
Old Citadel
Nach einem sehr leckeren stärkenden Mittagessen, gehen wir das nächste große Areal an: Die alte Zitadelle. Die Anlage wurde bereits 1010 gegründet und hat schon mehrere Funktionen durchlaufen: Sitz der Monarchen, Gericht und eine militärische Einrichtung. Teile wurden dann durch die Franzosen zerstört. Zum 1000-jahrigen Geburtstag, wurde die Anlage zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Das Gebiet ist sehr weitläufig, wir betreten Tempel, Türme, restaurierte Gebäude und auch schön angelegte Gärten. Daniel ist von den Bonsai Bäumen angetan. Die Gebäude sind optisch ganz nett, wir fühlen uns wohl. Geprägt wird die ganze Stimmung aber auch hier von Horden von Absolventen, die die besten Bilder knipsen lassen. Hier kommt teilweise die ganze Kreativität der Fotografen zum Ausdruck. Die Fotografen stehen teilweise auf den Tempeln und fotografieren von diesem erhöhten Platz nach unten, um die Gruppe möglichst besonders aufzunehmen. In der Hand haben sie ein Funkgerät und geben einem Kollegen am Boden Anweisungen, wie der die Leute aufstellen muss. So werden Muscheln oder Herzen geformt, Leute auf Kommando in die Luft geworfen, Blütenblatter fliegen gelassen oder alle Jungs knien vor dem einzigen Mädel der Klasse. Ich finde das ziemlich cool zum beobachten.
Water Puppet Theater
So, jetzt wirds Zeit fürs Theater. Beim zweiten Anlauf haben wir auch den richtigen Eingang gefunden, nachdem wir beim ersten Mal woanders reingegangen sind, Eintritt bezahlt haben und dann doch in einem Tempel gelandet sind. 🙂 Zu unserer Ehrenrettung muss man aber sagen, dass unsere Stadtkarte aus dem Hotel falsch war. Egal, war lustig. So, jetzt also im berühmten Wasserpuppentheater von Hanoi. Der Eintritt ist verhältnismäßig teuer, für uns mit 3 € immer noch ein Schnäppchen. Dieses Schauspiel geht bereits auf das 11. Jahrhundert zurück, spielt kulturell eine wichtige Rolle und wurde ursprünglich im Dorfteich aufgeführt. Heute ist es ein Theater mit einem Wasserbecken in der Mitte. Links sitzt ein kleines Orchester, die für die Musik und den Gesang zuständig sind und außerdem den Puppen die Stimme schenken. Die Puppen werden über Stangen und Seilzüge von hinter der Bühne gesteuert. Die Puppenspieler stehen im Wasser, die Stangen sind nicht sichtbar im Wasser und die Puppen tanzen und bewegen sich oberhalb des Wassers. Die aufgeführten Szenen stammen teilweise aus dem alltäglichen Leben (pflügen der Felder, Fischfang), aus der Mythologie (Einhörner und Drachen) und aus der Welt der Sagen (König bekommt von einer Schildkröte ein Schwert, um die Chinesen aus Vietnam zu vertreiben). Das ganze Schauspiel ist ziemlich nett gemacht und lustig anzuschauen. Teilweise kommt sogar Feuer bzw Feuerwerk zum Einsatz. Leider verstehen wir vom Gesang und den Puppen gar nichts (nur vietnamnesisch). Die Vorstellung dauert insgesamt knapp eine Stunde. Wir wurden gut unterhalten und sind froh, dass Theater noch gefunden zu haben. 🙂
In Hanoi gibt es neben der Altstadt einen ganz hübschen See, in dem sich mittendrin der Schildkröten-Tempel befindet. Dieser sieht bei Tag und Nacht ganz hübsch aus. Die zugehörige Sage oder eher Märchen, lassen wir unerwähnt. Neben dem See befindet sich ein Kreisverkehr, an dem der Verkehr immens ist. Das Chaos zu beobachten ist einfach faszinierend. Bisher haben wir (erstaunlicherweise!) noch keinen einzigen Unfall gesehen. An diesem Verkehrspunkt befindet sich das Central View Café mit Dachterrasse im 6.Stock. Dorthin gehen wir und warten auf die Rushhour. Noch nicht so viel los, wie schon einmal gesehen, trotzdem fahren hier alle kreuz und quer. Ich glaube, hier hupt jeder Verkehrsteilnehmer an einem Tag mehr, als ein deutscher Autofahrer in seinem Leben (Auto-Korsos ausgenommen). Die Stimmung oben über Hanoi ist toll, das Wetter warm und der Ausblick toll. Irgendwann fällt uns beim Warten auf die Rushhour auf, dass heute Sonntag ist und diese ausfällt. Dann genießen wir einfach für einen Moment mal unser Leben (tun wir eh zu selten)! 🙂
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