Skydive Wanaka – Der Tag der Tage


      Keine Kommentare       Mathias       AllgemeinNeuseelandReise-Berichte      


Heute ist es soweit, der Tag der Tage! Das Datum ist heute besonders, wie auch unsere geplante Aktivität! Wir werden aus dem Flugzeug fallen, zur Nummer 1 fahren und das Leben und unsere Reise feiern! Ein richtig abgefahrener Tag steht uns bevor, versprochen!

Schon lange war klar, dass wir meinen Geburtstag in Neuseeland verbringen werden. Zu diesem Tag wollte ich etwas ganz besonderes machen, da es eben auch mein dreißigster Jahrestag ist. Ok, ich bin mit meinem besten Kumpel Daniel auf Weltreise, was an sich ja schon richtig super klasse ist und damit habe ich mir bereits einen Lebenstraum erfüllt. Ich wollte heute aber noch mehr, ich will Adrenalin! Ich will an diesem Tag das Leben und den Nervenkitzel mit jedem meiner Sinne spüren!

Überlegt habe ich nicht lange, was wir genau machen, es stand schnell fest, wir gehen zum Skydive (alias Fallschirmspringen)! In Neuseeland ist dies überhaupt kein Problem, denn man kann dies nahezu überall erledigen. Unsere Planungen waren noch relativ offen und so habe ich im Internet nach dem besten Platz zum Skydiven geschaut. In einer Rangliste der besten Spots von ganz Australien und ganz Neuseeland war Wanaka an Platz 1. Somit stand unser Ziel fest!

Daniel stand der ganzen Sachen anfangs etwas skeptisch gegenüber, aber lässt mich natürlich nicht alleine und ich buche für uns beide! Unsere jeweilig individuelle mentale Vorbereitung lief ganz anders ab. Daniel sprach die Tage davor bereits sehr häufig über den Sprung und es hat ihn beschäftigt, mental ist er wohl bereits mehrere Male gesprungen. Bei mir, ganz anders, ich dachte in den Tagen davor eigentlich gar nicht daran. War ja noch so weit weg! Lag vielleicht auch daran, dass es mein Geburtstag war.

Es ist so weit, der Tag ist da! Wir rufen morgens nochmal beim Veranstalter an, um das Wetter zu checken. Es läuft, der Himmel sieht ja auch spitze aus! Ich bin noch gar nicht nervös, Daniel ist noch in der Vorbereitungsphase. Wir fahren zum Flughafen in Wanaka, checken ein und bezahlen brav unseren Sprung. Für all diejenigen, die jetzt Angst um unsere Sicherheit haben, können beruhigt sein. Fallschirmspringen wird als sehr sichere Sportart eingestuft. Die Chance dabei ums Leben zu kommen, ist in etwa identisch wie beim Fahrradfahren tödlich zu verunglücken. Haben wir ja schon mehr als einmal gemacht. Also keine Panik! Die Gewissheit, dass ich diese Zeilen hier noch schreibe, sollten die letzten ängstlichen Schweißperlen von der Stirn vertreiben. 🙂

Ready for Take-Off | Bereit zum Abflug

Wir bekommen jeder einen Anzug verpasst und werden darin festgeschnallt. Jeder bekommt noch seinen Tandemmaster zugeteilt. Ein kurzer Smalltalk mit meinem kurzfristig neuen besten Freund und ich weiß, dass er Jack heißt, aus UK kommt und bereits 4.000 Sprünge hat. Mehr muss ich nicht wissen. 🙂 Eine Einweisung entfällt mehr oder weniger und wir stapfen zum Flugzeug. Es handelt sich um eine kleine rote Propeller-Maschine. Sitzplätze, Fehlanzeige. Es liegt nur eine blaue Matte im Flugzeug aus. Die Reihenfolge beim Einsteigen ist wichtig, da man in umgekehrter Reihenfolge dann das Flugzeug wieder verlässt. Last in, first out. Ich sitze an Position 4 und Daniel ist unsere Nummer 1. Wir sitzen jeweils rückwärts im Flugzeug und betrachten den Rücken des Vordermanns. Die Türe des Flugzeugs ist mehr oder weniger nur ein Rollgatter aus Plexiglas. Die Propeller starten und wir fahren zur Startbahn. Daniel erzählt mir später, dass er ab dem Zeitpunkt im Flugzeug bereit war, seine Vorbereitung war bereits abgeschlossen. Bei mir ging es jetzt mental erst los. Wir heben langsam ab und mein Gehirn beginnt zu überlegen. Jetzt haben wir schon so viele Flüge hinter uns, aber bei diesem Flug ist etwas anders. Es weiß noch nicht so genau, was das hier werden soll. Das wir verkehrt herum im Flugzeug sitzen ist nur eine der merkwürdigen Dinge hier, wir haben außerdem keinen Gurt und keine nette Stewardess, die uns die Sicherheitsmaßnahmen erklären will. Wir starten trotzdem, ohne Stewardess, ohne Gurt und verkehrtherum! Das Flugzeug gewinnt an Höhe und steigt immer weiter. Der Boden wirkt schon relativ weit weg. Was mache ich hier genau nochmal? Einen Rundflug, oder? Scenic flight, um die traumhafte Umgebung zu entdecken. Denn die Umgebung ist in der Tat traumhaft!

Jack verbindet uns miteinander über Haken, Gurte usw. So genau sehe ich es ja nicht, da er hinter mir sitzt. Irgendwann gibt er mir meine Handschuhe und setzt mir meine Brille auf. Ich schaue aus dem Fenster. Puh, das ist aber hoch! Kein Wunder, denn wir sind jetzt auf knapp 4.000 Meter. Es wird hektisch. Das Rollgitter wird aufgezogen, kalte Luft kommt sofort ins Flugzeug. Daniel und sein Tandemmaster drehen sich seitlich, die Füße raus auf die Stange. Daniel legt den Kopf in den Nacken und der Tandemmaster lässt sich nach vorne fallen. Weg sind die beiden, einfach aus dem Flugzeug gefallen. Krasse Nummer! Doch anstatt in Panik zu verfallen, da jetzt jemand aus dem Flugzeug gefallen ist, herrscht Betriebsamkeit an Bord und die Paare 2 und 3 machen einen Abflug. Jack frägt, ob ich bereit bin. Ich bin bereit! Für was auch immer! 🙂

Heiliger Sch***!

Die Füße raus aus dem Flieger, ich spüre Jack hinter mir fest an mich geschnallt, wir sitzen am Ausgang des Flugzeugs. Ich lege den Kopf in den Nacken, wie mir befohlen wird und dann wird es atemberaubend! Jack springt nicht wirklich ab, er lässt sich nach vorne fallen und wir fallen aus dem Flugzeug! Heiliger Sch***! Wir fliegen und fallen durch die Luft! Die ersten drei bis fünf Sekunden kann ich noch gar nicht begreifen, was hier eigentlich passiert! Dieses Gefühl ist zu abgefahren und fällt mir schwer in Worte zu fassen. So etwas hatte ich zuvor noch nicht erlebt. Ich bin aufgeregt, finde es total abgefahren und mein Kopf kommt mit dem Verarbeiten noch nicht hinterher. Zu schnell geht das hier alles! Ich schreie vor Spaß an der Freude und am Leben, vor Angst, vor Begeisterung und vermutlich auch vor Ekstase! Wir fliegen und fallen immer noch, durch die Wolken. Eigentlich ist der englische Begriff „skydive“ viel schöner und passender, denn wir tauchen durch den Himmel. Es ist einfach unglaublich! Die Umgebung nehme ich am Rande auch wahr und Jack deutet mit dem Finger auf verschiedene Dinge!

Irgendwann zieht Jack die Reißleine und der Fallschirm kommt aus seinem Rucksack heraus. Ein fester Ruck, wir werden gut entschleunigt und gleiten nun eher sanft durch die Lüfte. Er nimmt mir die Brille ab und überlässt mir die Steuerung des Fallschirms. Rechts ziehen, wir fliegen nach rechts, links ziehen, wir fliegen nach links. Sehr einfach, aber total klasse. Paragliding wäre somit definitiv auch etwas für mich! Jack erklärt mir noch die umliegenden Seen und ich kann es richtig genießen durch die Lüfte zu segeln. Man fühlt sich frei wie ein Vogel, auch wenn die Phrase etwas abgedroschen klingt. Das Gefühl ist echt toll! Wir kommen dem Boden immer näher und Jack erklärt mir, bei der Landung nur die Füße anzuheben. Der Grünstreifen wird immer größer, also ziehen wir beide die Füße an und schlittern auf dem Hintern noch zu Ende. Sicher am Boden gelandet. Ich bin noch total geflasht von der ganzen Situation. Das war abnormal abgefahren diese ganze Erfahrung! Kurzer Smalltalk mit Jack und wir gehen zurück zur Base. Dort sehe ich einen überglücklichen Daniel und wir grinsen einfach nur um die Wette. Instinktiv nehmen wir uns gegenseitig in den Arm und wissen, diese (nicht nur diese) Erfahrung wird uns für immer verbinden und hat sich in unseren Gedächtnissen eingebrannt!

Wir müssen noch kurz warten, bis mein Video fertig ist. Ich wollte dieses besondere Erlebnis auch digital abgespeichert haben, nicht nur in meinem Kopf. Zugegeben, das Video ist teuer, aber heute auch egal. Daniel verzichtet verständlicherweise auf das Video. Vergessen wird er diese Erfahrung aber garantiert niemals!

Das Video gibt es am Ende zum mitzittern!

Eine weitere Nummer 1

Heute fahren wir noch etwas weiter und fahren zur Nummer 1 in Neuseeland. Heute stehen nur Highlights auf dem Programm. Wir fahren zum Mount Cook, dem höchsten Berg in Neuseeland mit 3.724 Metern. Dort unternehmen wir eine Wanderung und besteigen einen höheren Aussichtspunkt. Von dort blicken wir auf den Tasman Gletscher und den zugehörigen Gletschersee. So etwas haben wir bisher auch noch nicht in unseren Leben gesehen. An der Grenze des Sees beginnt sofort der Gletscher und im See schwimmen viele Eisbrocken und Eisschollen. Das sieht fast aus, wie am Südpol. Die Aussicht ist gigantisch und diesen Ort können wir genießen. Wir setzen uns eine Weile auf die Steine und ruhen in uns. Außer den schnatternden Asiaten ist es hier total still. Verrücktes Kontrastprogramm zu unserem Vormittag! 🙂 Der Mount Cook ist etwas in den Wolken verschleiert, aber die schneebedeckten Berge um uns herum lassen uns die Winterlandschaft eindeutig spüren. So kenne ich es normalerweise ja auch an meinem Geburtstag. 🙂

Das Leben genießen

Nach der Wanderung fahren wir weiter und kommen zum Lake Pukaki. Die Farbe des Sees erinnert uns an ein Meer in der Karibik, aber nicht an einen See in Neuseeland. Die Sonne scheint auf den See und lässt diesen Türkis leuchten. Nicht nur ein bisschen Türkis, sondern eher so Türkis, wie es im Wasserfarbenkasten zu finden ist. Richtig klasse sieht das hier aus. Es wirkt ein bisschen surreal.

Unser heutiger Campingplatz ist richtig super. Er kostet nichts und die Lage verdient eine kleine Auszeichnung. Wir campen vor einem kleinen Wald, vor uns der Lake Pukaki und hinter ihm liegen die schneebedeckten Berge inklusive des Mount Cook! Wir genießen das herrliche Wetter und öffnen die gekaufte Flasche Sekt zur Feier des Tages! Wir feiern unsere Reise, dass wir noch leben (kleiner Scherz) und unser tolles Leben! Wir nehmen uns fest vor, zu Hause unser Leben ebenfalls mehr zu genießen und auch zu feiern! 🙂 Prost! Mit dieser Kulisse geht mein Geburtstag mit dem Sonnenuntergang dann langsam dem Ende entgegen! Der Tag war mehr als würdig und wird in der „unvergesslich“ Schublade im Gehirn abgelegt, obwohl wir beide es immer noch nicht so richtig fassen können, dass wir heute aus dem Flugzeug gesprungen sind! Sachen gibt’s… 🙂

 


 

English part:

Today is the day, today is my day! It’s my birthday. For this day I would like to do something real special. This day will come only once in my lifetime, I am getting 30 years old! I want to feel some real adrenalin and experience something completely new!

I don’t have to think long about what I want to do today. I want to go skydiving. This is really no problem in New Zealand. You can nearly do it everywhere in the country. I look up the best spots for skydiving in the Internet and so our destination is clear for this day. We will go to Wanaka!

Daniel is a real mate and goes with me to this crazy activity! He is a little bit worried, but I can really understand him. This will thrill us through our whole body! I don’t realize what we are going to do.

Finally the day is here. I am 30 years old, will this be the last day of my life? Don’t worry, skydiving is supposed to be a very safe sport. Additionally I am writing this text here, so no need to be feared. We are heading to the airport and the preparation phase is really short. We make friendship with our “lifeguard” who will be jumping with us. My dive master is called Jack and has already the experience of 4.000 jumps before. He seems pretty healthy. 🙂 We both get a jumping suit and are ready to go!

We board the airplane. It is only a small one without any seats. There are only blue mattresses on the floor and we are sitting vice versa in the plane. Daniel is sitting next to the exit which means he is our number one to leave the plane. I can see it, he is ready. His mental preparation phase is over, he is ready! After leaving from the ground, my preparation phase just begins.

My brain starts thinking what is going on here. The plane is getting higher and higher, the ground disappears. Are we really going to jump out of this plane? You must be kidding me! It seems not. We reached the intended height of 12.000 ft. and the gate is opening. Daniel is number 1. He and his dive master are getting near the exit and place the feet out of the plane. Daniel hangs his head into his neck and the dive master drops to the front and out of the plane. Incredible, they are gone!

 

 

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